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Ausschuss für aktuelle Angelegenheiten
Maren Lambrecht-Feigl
Mail : maren.lambrecht@coe.int
In Botkyrka, Schweden wurden in Bibliotheken Anti-Gerüchte-Cafés als eine öffentliche Plattform zur Diskussion und Erforschung von Gerüchten und Vorurteilen eingerichtet. Bibliotheken wurden darum ausgewählt, da sie von der Zielgruppe der C4i-Kampagne in Botkyrka, den jungen Menschen zwischen 18 – 25 Jahren gut besucht werden.
Alles in Allem wurden 4 Anti-Gerüchte-Cafés eingerichtet, von denen sich jedes mit einem bestimmten Gerücht auseinandersetzt. Das ursprüngliche themenspezifische Konzept lautete „Gewalt“ (das am weitesten verbreitete Gerücht in Botkyrka), gefolgt von „Inkompatibilität der schwedischen Kultur und der Kultur von MigrantInnen/-en“, „Ungerechte Verteilung öffentlicher Ressourcen“ und „die schwedische Kultur ist bedroht“. Das Café mit dem Gerüchtethema „die schwedische Kultur ist bedroht“ war das meist besuchte Café. Die Ursachen dafür liegen in der politischen Situation Schwedens im Jahr 2014. Die Volkspartei, die schwedischen Demokraten, hatten kürzlich ihre bis dato besten Wahlergebnisse erzielt, was bei allen Schweden und auch den Bürgern von Bortkyrka fragen aufwarf. Das Gefühl eines bedrohten Gefühls des „schwedisch seins“ wird oft durch die Angst gekennzeichnet, dass schwedische Traditionen nicht länger gepflegt werden, wie einst und dass „alles Althergebrachte“ ausstirbt.
Nichtsdestotrotz war, das gesamte Maß an den einzelnen Gerüchtethematiken außer Acht gelassen, die Beteiligung der mehrheitlichen Schweden gering. Die Erklärung dafür kann teilweise mit dem Effekt der Gerüchte an sich in Zusammenhang stehen: Die Cafés in Alby, Fittja und Norsborg/Hallunda (Gegenden mit hohen MigrantInnen/-enpopulationen) erwecken bei Schweden ein geringeres Interesse. Laut Statistik ziehen es Schweden vor, die Cafés in Tumba und Tullinge zu besuchen, die weniger oft von MigratnInnen/-en besucht werden. Diese Problematik wurde durch das Erstellen von „Extraeinladungen“ angegangen, die sich an Zielgruppen anderer demographischer Gegenden (Tullinge und Tumba) richteten. Außerdem wurden Einladungen und Informationen betreffend aller Veranstaltungen über soziale Medien (facebook, internes Web etc.) in Umlauf gebracht.
Das Hauptziel eines jeden Cafés war es Menschen zu ermutigen, über Gerüchte zu sprechen, die sie nicht gerne diskutieren. Teilnehmerbefragungen ergaben, dass dieses Ziel erreicht wurde. Die Teilnehmer reflektierten den Wahrheitsgehalt der Gerüchte in ganz Bortkyrka und führten Beispiele aus ihren eigenen Erfahrungen an. Ein generelles Ergebnis ist die weitverbreitete Ansicht, dass Gerüchte zu Depressionen führe und der Bedarf an Dialog immens ist!